Öffentliche Millionen für Linzer Fußball: Wo bleiben die Prioritäten?

Clemens Brandstetter

Foto: Ahoi Linz

Ein Kommentar von Gemeinderat Clemens Brandstetter:

Die Medien spielen eine brisante Flanke: Millionen an öffentlichem Geld landet bei den Linzer Klubs. Zeit, das Spielsystem zu hinterfragen.

Ich bin Fußballfan, gehe gerne ins Stadion und ich freue mich über die Renaissance der Linzer Fußballkultur. Für viele Menschen ist Fußball Teil ihrer Identität, ein Stück Alltag, Leidenschaft und Gemeinschaft. Aber wir müssen über die Überförderung der Linzer Vereine durch öffentliches Geld reden. Und über politische Mauscheleien.

Gerade in Zeiten von Sparpaketen, explodierenden Energiepreisen und ungenügenden Öffis ist es nicht vertretbar, dass LASK und Blau-Weiß Linz mehr Steuergeld über öffentliche Unternehmen erhalten als jeder andere Verein in Österreich.

OÖ Nachrichten und Kurier berichten über Zuwendungen aus öffentlichen Geldern für österreichische Bundesliga-Klubs. (Montage Ahoi Linz mit Faksimiles aus OÖN/nachrichten.at bzw. Kurier/kurier.at)

Politische Verflechtungen und fragwürdige Prioritäten

Die OÖN-Recherchen zeigen, dass hier politische Netzwerke eine Rolle spielen. Das Sponsoring durch Linz AG, Energie AG, Flughafen Linz oder Business Upper Austria wirkt weniger wie eine Werbemaßnahme, sondern viel mehr wie eine politisch gesteuerte Dauerförderung.

Das ist an sich problematisch, aber dazu kommt darüber hinaus: Diese überproportionale Unterstützung ist auch unfair gegenüber anderen Vereinen und Sportarten, die mit deutlich weniger Mitteln großartige Jugendarbeit und Breitensportangebote leisten.

Linz AG: Hauptsponsor oder Hauptproblem?

Die Linz AG ist mit 2,95 Millionen Euro für Blau-Weiß und über 900.000 Euro für den LASK der größte Einzelsponsor der Bundesliga. Da kratzen sich wohl viele am Kopf, die ihre Wohnung mit Fernwärme heizen und gerade eine Preissteigerung von 8 Prozent hinnehmen mussten.

Währenddessen sind die Linzer Öffis überfüllt, die Takte ausgedünnt und die Anzeigen veraltet. Die Linz Linien spielen im österreichischen öffentlichen Verkehr nicht um den Meistertitel mit, von der Champions League sind wir meilenweit entfernt. Da geht mehr, und da muss auch mehr gehen.

Ein Unternehmen der öffentlichen Daseinsvorsorge sollte sich auch auf diese Aufgabe konzentrieren und nicht Millionen in Fußball stecken, deren Werbewert in keiner Relation steht. Niemand hat etwas gegen Sponsoring, aber es braucht Maß und Ziel.

Maßlosigkeit neben dem Platz

Pikant: Laut OÖN zahlt sich LASK-Boss Siegfried Gruber ein Monatsgehalt von 50.000 Euro aus während ein Ticket für die Gugl schnell mal 40€ kostet. Gruber bereichert sich auf Kosten der Öffentlichkeit, und das bei einer sehr zweifelhaften Leistungsbilanz.

Das ist nicht sozial, nicht familienfreundlich und schon gar nicht fair, wenn der Verein in diesem Ausmaß von öffentlichen Geldern profitiert. Ein Klub, der von der Stadt, vom Land und vom Steuerzahler getragen wird, sollte leistbaren Fußball für alle ermöglichen und nicht Luxuspreise verlangen, bei denen die Tribünen halbleer bleiben.

Daseinsvorsorge gehört der Bevölkerung, nicht der Politik

Die Linzer Fußballkultur erlebt gerade eine echte Renaissance, das freut mich als Fan. Aber: öffentliche Daseinsvorsorge muss primär der gesamten (!) Bevölkerung dienen und ihre Kernaufgaben mit dem Anspruch der Exzellenz erfüllen. Die Unternehmungen der öffentlichen Daseinsvorsorge dürfen nicht als Vehikel für politische Imagepflege und private Profite missbraucht werden.

Und öffentliche Unternehmen sollen das tun, wofür sie da sind: faire Preise, verlässliche Infrastruktur und gute Services für die Bevölkerung. Nicht überproportionales Millionensponsoring für Vereine. Darüber müssen wir reden.


Weitere Informationen und Links:

Aktuelles

Hast du ein Anliegen? Kontakt für Anfragen, Ideen oder Feedback